Dieses Jahr habe ich wieder die didacta besucht, Deutschlands größte Messe für Bildung und alles, was damit zusammenhängt, diesmal in Köln. 5 Tage, 850 Aussteller, 100.000 Besucher, vier volle Hallen der Messe Köln, ein Stichwort: Bildung.
von Vangelis Koukidis
Ist nun die didacta für alle DaF-LehrerInnen von Interesse? Nein, nicht wirklich. DaF spielt hier eine untergeordnete Rolle, auch in der Zeit nach 2015, wo DaF (begleitet oder gar geführt von DaZ) auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die didacta ist eine Messe rund ums Thema „Bildung“ schlechthin: Musikunterricht und Musikinstrumente, Lehr- und Lernmaterialien, Spielmaterialien, Bastelmaterialien, Schulbücher (auch für Fremdsprachen), berufliche Bildung, technische Ausstattung von Laboren, Schulmöbel, Sportunterrichtsausstattung (alles Mögliche, von Tischtennisbällen bis zu Fußballplätzen), Schulsoftware, Lernsoftware, Klassenraumtechnik, Schreibwaren aller Art, Ernährung für alle Schuleinrichtungen, Lehrergewerkschaften, Startups, Robotik u.v.m., also wirklich alles Mögliche.
Sie verstehen, für DaF-Lehrkräfte gibt es hier nicht viel Fachspezifisches zu sehen. Dazu ist die FaDaF-Jahrestagung viel besser geeignet. Die didacta ist aber immer noch superinteressant, weil man so viele Neuheiten sieht, so viele Bilder mitnimmt. Man merkt, in welche Richtung Bildung im Allgemeinen geht, auch wenn es im eigenen Land (Griechenland) in den meisten Bereichen ganz anders aussieht als in Deutschland. Tendenzen, Schwerpunkte, Innovationen, diese drei Wörter beschreiben am besten das Erlebnis eines didacta-Besuchs.
Was mich diesmal beeindruckt hat:
- Schulische Ernährung ist ein ganz heißes Thema. Gesund und richtig essen, was die Schüler betrifft, richtig planen und guten Service anbieten vonseiten der Schulen.
- Interaktive Tafeln und Projektoren sind fast kein Begriff mehr, der neue König des Klassenraums sind mittel- bis supergroße interaktive Bildschirme (70’’ Minimum, meistens ab 80‘‘, fast immer 4K, mit Multi-Touch, oft mit integriertem Computer).
- Die vollkommene Digitalisierung von Schuleinrichtungen ist Tatsache, und man braucht nicht mehr fünf verschiedene Software-Anbieter für die verschiedenen Abteilungen, die „Alles in Einem“-Lösungen sind Standard.
- Die digitale Dimension von Schul- und anderen Lernbüchern wird in fast allen Fächern als selbstverständlich betrachtet, und es gibt bereits die ersten Versuche, völlig „papierlose“ Angebote auf den Markt zu bringen.
Punkt 4 ist von Bedeutung für uns DaF-LehrerInnen. Am Beispiel unseres Partners Cornelsen kann man mitverfolgen, wie die „Digitalien“ gewachsen sind, bei den kommenden Lehrwerken sind sie nicht mehr bloß „das schöne Extra“, das man zur Not auch beiseitelassen kann – mehr darüber im Laufe des Jahres.
Auf der didacta hatte man schon die Möglichkeit, einen ersten Blick in Cornelsens „futur d“ zu werfen. Was ist das? Es wird das erste 100% digitale DaF-Lehrwerk weltweit sein, also echt ohne Druckausgabe. Es wird noch ein bisschen dauern, bis wir es im Unterricht einsetzen können, aber ich bin unglaublich gespannt nach dem, was ich gesehen habe (einen Vorgeschmack hatte ich schon im Januar bekommen, auf der Fachberatertagung in der Cornelsen-Zentrale). Ich darf nicht viel verraten, kann aber so viel sagen: Sie können sich nicht vorstellen, wie frisch und bahnbrechend etwas sein kann, wenn es von Null an anders als gewohnt konzipiert wird. Dem Lehrenden wird bei der Unterrichtsgestaltung absolute Freiheit gewährt, befreit von Doppelseiten und Einheiten, für den Lernenden wird die Freude am Digitalen in den Mittelpunkt des Lernens gerückt. Der (analoge) Unterricht wird nicht bloß teilweise digitalisiert, weil dies das moderne Marketing verlangt, sondern als ein moderner Prozess angesehen, der ausschließlich digital aufgebaut ist, weil es jetzt endlich die erforderliche Technik dazu gibt.
Nun habe ich alle vier Hallen durchwandert, meine Termine habe ich alle wahrgenommen, und obwohl die didacta bis morgen (Samstag, 23. Februar) läuft, ist sie für mich so gut wie abgehakt, ich gehe jetzt ein verdientes Kölsch in der Kölner Altstadt genießen. Im Kopf sind so viele neue Bilder, viele neue Ideen, und in Athen laufen wichtige Projekte, die ich drei Tage lang nicht mitverfolgt habe.Ob ich 2020 nach Stuttgart zur nächsten didacta reisen werde? Wahrscheinlich. Es hat sich aber auf jeden Fall 100% gelohnt. Wer beruflich mit Bildung zu tun hat, egal aus welcher Sicht auch immer, kann davon nur profitieren.